Althangebirge
Die Bebauung der Gleisfelder des Franz-Josefs-Bahnhofs mitten in einer großflächigen, noch intakten und relativ zentrumsnahen Gründerzeit-Bebauung hat in den Siebziger Jahren bereits den Maßstab des Umfelds als herausragendes „Gebirge“ gesprengt. In Form einer „Bandstadt“ von strukturalistisch bis zu spätmodernen Bauten ist dabei die Bauhöhe über dem Gleisfeld vom Julius-Tandler-Platz bis zum Fernheizwerk Spittelau auf ca. das doppelte der Gründerzeit angehoben worden, die Situation am Straßenniveau ist durch fehlende Möglichkeiten von Querung und Infrastruktur für die Umgebungsbewohner mehr als problematisch.
Diese vorhandene, im Bereich des Franz-Josefs-Bahnhofs terrassiert geformte Bebauung wird am Wettbewerbsareal durch eine straßenbegleitende, in der Dachhöhe der Gründerzeitbebauung zurückgestaffelte, beidseitige Bebauung mit maximaler Bauhöhe von 41 m (Althanstraße) und 54 m (Nordbergstraße) weiterentwickelt. Terrassenbebauungen haben in Wien seit den ersten, leider nicht realisierten Entwürfen von Adolf Loos bis zur neuen Wertschätzung der Gegenwart aufgrund der besonderen Qualitäten für die Bewohner eine sehr hohe Akzeptanz.
Für das Funktionieren des neuen Quartiers wird vom Verfasser als wesentlich erachtet, daß die Herstellung eines sehr gut an die Umgebung angebundenen Freiraums mit einem durchgängigen und weitgehend nicht überdeckten Park gelingt, der zwischen den Randzeilen in der vollen Breite über die 270 m des Wettbewerbsareals reicht. In der Fortsetzung der auftreffenden Straßenzüge, wo sich die Zugänge zum Hochpark befinden, soll sich die Bebauung markant in Straßenbreite und sechs Geschoße hoch (bis zur Dachzone der Gründerzeithäuser) zur Umgebung öffnen.
(Wettbewerbstext, Auszug)
"Durch keine der eingeforderten Maßnahmen zur Überarbeitung hat das Projekt an Glaubwürdigkeit auf Grund der vorgeschlagenen terrassierten Bebauung unter Nichtausschöpfung der Höhenfenster gegenüber der ersten Wettbewerbsstufe eingebüßt, vielmehr konnte es in weiten Teilen geradezu an Qualität zulegen.
So konnte die Bruttogeschoßfläche in Richtung gewünschter Obergrenze wesentlich erhöht werden und die Nettofläche im Vergleich zu den in der Bewertung verbliebenen Projekten sogar ins Oberfeld gebracht werden und dies ohne Verlust der außenräumlichen Qualitäten innerhalb des Quartiers als auch in Bezug auf die umgebende Bebauung. Im Gegenteil: durch die Verdrehung der Terrassengeschoße entlang der Althanstraße
konnte eine Aufweitung des Hochparks erzielt werden, wodurch die Bedenken aus der 1.Stufe im Zusammenhang mit den Fragen der Besonnung des Parks, ebenso ausgeräumt werden.
Auch der Übergang zum Epsilon-Gebäude hat durch die Aufweitung dazu geführt, dass das Volumen des Hochpunktes an der nord-östlichen Kante stark aufgewertet werden konnte, indemer weit in den Hochpark hineinragt und so vom Norden her die räumliche Tiefe des Außenraums anschaulich zur Geltung bringt.
Die Abstimmung an diesem direkten Anschluss wird, wie in der Wettbewerbsausschreibung für die sogenannten Dialogzonen vorgesehen, in einer Weiterbearbeitung in Zusammenarbeit mit den Projektanten des Epsilon-Gebäudes noch erforderlich sein.
In Ost-Westrichtung ist ebenso über eine Präzisierung der räumlichen Ausformulierung der Übergänge zum Sockel und zu den jeweiligen Straßenräumen die gewünschte Vernetzung in einer einladenden Art und Weise gelungen.
In Bezug auf die Konstruktion wird festgestellt, dass durch das Auftürmen der Baumassen seitlich des Bahntunnels mit Auskragungen in den oberen Geschoßen ein überzeugendes Grundkonzept vorgeschlagen wird, was für eine der größten Herausforderungen im Wettbewerb in Bezug auf die Umsetzbarkeit einzustufen ist. [. . .]"
(Juryprotokoll, Auszug )
offener zweistufiger Realisierungswettbewerb
1. Preis
Bauherr:
6B47
Team ARTEC Architekten:
Bettina Götz und Richard Manahl
Johannes Giselbrecht, Gerda Polig, Héctor Farré Cortada, Jun Wook Song, Josef Schröck
Modellbau: Esther Eichhorn, Emanuel Spurny, Mattias Numberger
Die Presse, Wien, 29. 06. 2018. Kühn, Christian: "Terrassen über Trassen"
*pdf*
www.diepresse.com
Architektur & Bau Forum, 03. 07. 2018. Chramosta, Walter M.: "Das formidable Uberraschungsmenü"
www.handwerkundbau.at
Der Standard, Wien, 14. 06. 2018. Czaja, Wojciech: "Terrassen statt Turm für das Althanquartier am Alsergrund"
www.derstandard.at